Veranstal­tungen

Rückblick

Interview mit Jürgen Wörl, Leiter der Niederlassung Bank Julius Bär

Aug 9, 2021

Interview mit Jürgen Wörl, Leiter der Niederlassung Bank Julius Bär Deutschland AG in München

Deutschland, Schweiz, Europa, Welt – was ist in der Bankenwelt nach der Finanzkrise passiert, was passiert nach Corona 2020?

Die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, funktionierte in unserer Bank sehr gut und wird so teilweise auch in der Zukunft, voraussichtlich zwei Tage pro Woche, Bestand haben. Zudem ist der persönliche Kontakt vom Berater zum Kunden noch wichtiger geworden: „Der Mensch macht den Unterschied.“ Ich kann bereits heute davon sprechen, dass 2020 für die Bank Julius Bär Deutschland AG das bisher erfolgreichste Jahr ihres Bestehens war.

Nach Corona bekommen nun in Deutschland auch die Vermögenden die negativen Zinsen zu spüren. Ist es in der Schweiz oder den USA anders – welche Empfehlung geben Sie?

Ja, immer mehr Banken in Deutschland und der Schweiz geben diese hohe finanzielle Belastung an die Kunden weiter. Ich empfehle, so wie in der Vergangenheit immer schon, gemeinsam mit dem Kunden das Vermögen ganzheitlich zu beleuchten:
– Wie sind die Vermögen aufgeteilt (Immobilien, LV, Aktien, Anleihen, Sparbücher und Cash-Konten)?
– Welche finanziellen Ziele hat der Kunde?
– Wie ist die Risikoneigung?
– Wie viel Liquidität braucht der Kunde in den nächsten zwei bis drei Jahren? Wenn ich das weiß, kann ich diese Liquidität auf einem Cash-Konto führen (und dafür ggf.
etwas Verwahrentgelt bezahlen), aber vor allem den Rest intelligent in Sachwertanlagen wie Aktien anlegen. Die Erfahrung zeigt, dass oft mehr Liquidität
gehalten wird, als tatsächlich notwendig ist.
Mein Fazit: Der Kunde sollte sein Vermögen mit dem Bankberater ganzheitlich überprüfen und entsprechend seiner individuellen Situation die richtigen Anlageentscheidungen treffen.

Bitcoin, Blockchain – eine Bedrohung für die Privatbanken oder eine Chance?

Das Interesse einzelner Kunden ist vorhanden und die Banken stellen sich aktiv dem Thema.
Für uns stellen diese Themen eine Ergänzung für einzelne spekulationsfreudige Kunden dar.
Die langfristigen Auswirkungen der Kryptowährungen auf den Geldkreislauf können wir aktuell jedoch noch nicht absehen.

Die Credit Suisse gibt es nicht mehr in Deutschland, in München sind dennoch diverse Schweizer Banken präsent – was sind die Stärken von Julius Bär?

Unsere Kunden bestätigen fünf Stärken:
1. Der Name und das Image von Julius Bär: Wir können auf eine 130-jährige Tradition zurückblicken. In dieser Zeit war unser Bankhaus stets profitabel. Diese Sicherheit schätzen die Kundinnen und Kunden sehr.
2. Die Erfahrung und Kompetenz: Wir sind an 50 Standorten der Welt vertreten und
fokussieren uns ausschließlich auf die Beratung und Betreuung vermögender
Privatkunden und Stiftungen. Dieser Fokus macht uns aus, da wir kein Investmentbanking und kein Firmenkundengeschäft anbieten und somit unsere
Kundinnen und Kunden vollkommen neutral beraten.
3. Unser Geschäftsmodell: Durch unseren Private-Banking-Ansatz stehen wir für
Individualität und Ganzheitlichkeit. Basis ist das Wealth Planning, also die ganzheitliche Beratung. Hier werden Themen wie die Überprüfung der
Vermögensstruktur, wie Testament und Nachfolge, Liquiditätsmanagement und so
weiter besprochen. Die individuellen Ziele des Kunden stehen immer im Mittelpunkt.
Entsprechend können wir den Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten.
4. Unsere Produkte und Dienstleistungen: Wir präsentieren vielfältige Anlagethemen
wie etwa Nachhaltigkeit oder auch Private-Equity-Beteiligungen in Kombination mit
einem Spezial-Know-how.
5. Unsere fünfte Stärke sind die Mitarbeiter des Hauses. Das Team ist ganz
entscheidend. Unsere Bank nimmt sich Zeit, die richtigen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zu gewinnen. Wir haben praktisch keine Fluktuation. Diese Konstanz
schätzen unsere Kundinnen und Kunden ganz besonderes.

Eine klassische Banklehre, ein BWL- oder Jura-Studium, ist das noch zeitgemäß, um in einer internationalen Privatbank Karriere zu machen?

Selbstverständlich. Themen wie Teamfähigkeit, Empathie und die Leidenschaft, für die Kunden das Beste zu erreichen, sind nach wie vor entscheidende Faktoren.

Wie kommt ein Kunde zu Ihnen, ist das durch Empfehlung, durch einen Anruf, durch Veranstaltungen, durch einen Lotto-Gewinn? Und was bringt der Kunde mit, was wünscht der Kunde?

Eine sehr gute Frage. Neukunden erhalten wir primär durch Empfehlungen bestehender Kunden. Wenn unsere Kunden von der Beratung und der Qualität unserer Dienstleistungen begeistert sind, empfehlen sie uns oft an Freunde und Bekannte weiter. Darüber hinaus gewinnen wir viele Kunden, die bei Julius Bär anrufen oder über das Internet eine Anfrage an uns stellen. Dies gelingt nur durch eine gute Außenwirkung. Und diese muss kontinuierlich unter Beweis gestellt werden. Erfreulicherweise wird uns dies immer wieder bestätigt, wofür wir sehr dankbar sind.

Zu Beginn des Kundengespräches hören wir, mit einigen leeren Blättern ausgestattet, erst einmal zu. Wir fragen zum Beispiel nach den finanziellen Zielen, nach den Renditenvorstellungen, der Risikobereitschaft, den bisherigen Erfahrungen und nach der Vermögensstruktur. Darüber hinaus ist es wichtig zu erfahren, wie wir die Kundinnen und Kunden als Bankpartner langfristig begeistern können. Erst nach dieser umfassenden Analyse und Bestandsaufnahme geht es schrittweise in die aktive Beratung. So lange, bis wir eine ganz persönliche und maßgeschneiderte Strategie für den Kunden erstellt haben.

Kundinnen und Kunden wünschen sich, verstanden zu werden. Auch das Denken über den Tellerrand hinaus ist uns wichtig, daher arbeiten wir Hand in Hand mit Wealth-Plannern zusammen. Hier spielen Themen wie die Nachfolgeregelung oder die Gründung einer Stiftung eine Rolle.
Bei der Vermögensanlage schätzen es unsere Kundinnen und Kunden sehr, dass wir sie völlig neutral und ohne Interessenkonflikte beraten können.

Vielen Dank für das Gespräch, lieber Herr Wörl, und ich bin mir sicher, ein so offenes Gespräch inspiriert den einen oder anderen vermögenden Leser zu einem persönlichen Gespräch bei Ihnen in der tollen Niederlassung in München am Odeonsplatz – vielleicht auch einen Lottogewinner!

Weitere Beiträge

29.02.2024: Eventlesung „Rendezvous mit der Schweiz“

Der SDW wurde im mondänen, traditionsreichen Raum Rembrandt im Hotel Eden Wolff am gestrigen Abend...
Aline Werro, Leiterin der Geschäftsstelle des SDWM seit November 2023

Wechsel in der Geschäftsstelle

Zum 1. November 2023 hat Aline Werro die Leitung der Geschäftsstelle übernommen. Sie ist außerdem...

01.12.2023: Weihnachtsfeier

Am Freitag, den 1. Dezember 2023 fand die diesjährige Weihnachtsfeier des Schweizerisch-Deutschen...

05.10.2023: Erben und Schenken im Verhältnis Schweiz/Deutschland

Am Donnerstag, dem 5. Oktober 2023 hielten Eveline Kleinburger und Christoph Möslein einen Vortrag...

28.07.2023: Sommerfest

Unser diesjähriges Sommerfest inclusive Mitgliederversammlung war mit gut 40 Teilnehmern ein...

28.07.2023: Ordentliche Mitgliederversammlung

Am 28. Juli 2023 findet ab 17:30 Uhr die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung mit...

17.05.2023: „Nachhaltigkeit – Sind sich Schweizer und Deutsche bei diesem Thema einig?“

Dr. Sabine Frenzel, Managing Partner bei Link Services AG aus Zürich präsentierte uns EXKLUSIV die...

20.04.2023: „Wasser – die Quelle unseres Lebens. Konsequenzen für die Wirtschaft?“

Am Donnerstag, den 20. April 2023 ab 18 Uhr sprach Matthias Mend in seinem Vortrag über das Thema...

23.03.2023: „Von der Exzellenz zur Innovation – Robotik in der Schweiz“

Am Donnerstag, den 23. März 2023, sprach Prof. Dr. Roland Siegwart von der ETH  (Eidgenössische...

22.02.2023: Fischessen am Aschermittwoch

Zu Aschermittwoch konnten wir für einige Stunden dem Alltag entfliehen und uns mittels der typisch...