Bahnknoten Lindau – Besser ins Land, besser für die Stadt
Herr Michael Katz, Gesamtprojektleiter für den Umbau des Projektes „Knoten Lindau“ referierte über das seit 2016 sich in Bau befindliche Projekt. Die großen Herausforderungen bei der Projektarbeit sind nicht immer die technischen Sachverhalte, zu welchen es bei der Bahn Regelwerke gibt, sondern es sind hauptsächlich die Softskill-Faktoren.
Bürgerbeteiligung /Kommunikation
Für das Gelingen eines so komplexen Vorhabens ist es unabdingbar, die Öffentlichkeit frühzeitig zu informieren. Es wurden verschiedene Dialogforen für die Entscheidungsträger Bund, Freistaat, Kommunen und DB AG eingerichtet. Die Bürger wurden zusätzlich zu Informationsveranstaltungen eingeladen. Ferner gibt es Jour Fixe mit den Bürgerinitiativen, in denen die Themen sachlich und fachlich fundiert diskutiert werden. Im Hauptbahnhof Lindau ist ein Infobüro, welches jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat von 15 bis 19 Uhr geöffnet ist, eingerichtet. Der ständige Dialog und die offene Kommunikation zum Bürger ist essentiell für den Projekterfolg, betont Katz.
Projektorganisation
Für die Planung und Realisierung dieses Großprojektes wurden zwei Projektorganisationen eingerichtet. Das entscheidende Kriterium zur Definition der Projekte war die Art der Finanzierung durch den Bund. Beide Projekte sind bezüglich der Komplexität und der Dringlichkeit gleichwertig und verfolgen das gleiche Projektziel. Für die Projektmanager ergeben sich daraus eine Vielzahl von Beschränkungen (z. B. terminlich, budgetbezogen, technisch) da ihre Teilmaßnahmen mit denen des korrespondierenden Projektes innerhalb desselben Korridors koordiniert werden müssen.
Finanzierung
Finanziert wird der Ausbau der Strecke durch Bundesmittel, die zinslosen Darlehen der Schweizerischen Eidgenossenschaft, durch den Freistaates Bayern sowie Dritten und den Eigenmitteln der DB AG. Herr Katz weist daraufhin, dass insbesondere Darlehen der Schweiz mit der Fristsetzung zur Inbetriebnahme Ende 2020 eine beschleunigende Wirkung hatte.
Die Finanzierung für die Bestandserhaltung erfolgt aus der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, den Zuschüssen Dritter und Eigenmitteln der DB AG.
Projektbeschreibung
Die Metropolen München und Zürich liegen gut 300 Kilometer voneinander entfernt, die Fahrt mit der Eisenbahn dauert derzeit mehr als vier Stunden und ist damit deutlich länger als die Fahrzeiten auf der Straße oder im Luftverkehr. In Sachen Fahrzeit ist das klimafreundliche Verkehrsmittel Eisenbahn noch im Hintertreffen.
Mit dem Ausbau und Elektrifizierung der Strecke von Geltendorf über Memmingen und Lindau bis nach Zürich wird die Fahrzeit künftig weniger als drei Stunden 30 Minuten betragen.
Zum Erreichen dieses Projektzieles sind parallel laufende Ausbaumaßnahmen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz erforderlich.
Der Ausbau im Allgäu zwischen München – Memmingen – Lindau umfasst auf 155 Kilometer Länge zahlreiche Arbeiten an den Gleisen und Bahnstationen sowie den Neubau der Oberleitung mit ca 3500 Masten. 47 Straßenbrücken und viele Bahnübergänge, 17 Stellwerke sind umzubauen. Mehr als sechzig Kilometer Gleis müssen umgebaut werden. Die Gesamtsumme, die im Rahmen des Ausbaus in die Anlagen fließen werden betragen mehr als 800 Mio Euro. Jeder fünfte Euro – insgesamt 100 Millionen – fließt in den Lärmschutz: 25 Kilometer Lärmschutzwände werden gebaut, für 2.700 Gebäude entlang der Strecke sind Schallschutzfenster geplant.
Auch unabhängig vom oben beschriebenen Projekt ABS 48, der Elektrifizierung und dem Ausbau für das bogenschnelle Fahren, sind umfangreiche Baumaßnahmen in die Bestandserhaltung der Strecke München – Lindau im selben Zeitfenster nötig. So werden Gleise, Brücken und Stellwerke erneuert.
Der Bahnknoten Lindau wird umfassend ausgebaut.
Bislang ist Lindau nur aus Richtung Österreich mit elektrischen Zügen erreichbar.
Zur Weiterfahrt in das deutsche Schienennetz muss entweder die Lok gewechselt oder umgestiegen werden.
Im Rahmen einer Bürgerabstimmung hat sich die Lindauer Bevölkerung für die zwei Bahnhofslösung, den Inselbahnhof und den Fernbahn-Bahnhof Reutin ausgesprochen.
Nun werden die Strecken München – Lindau und Lindau – Friedrichshafen sowie der Bahnknoten Lindau selbst elektrifiziert. Durch den Bau neuer Bahnhöfe und Haltepunkte werden Stadtteile und Umlandgemeinden mit dem Zug erreichbar.
Insgesamt sind es mehr als 15 Maßnahmen, davon entsteht in Lindau-Reutin ein neuer Bahnhof für den Fern- und Regionalverkehr. Der Inselbahnhof bleibt in leicht verkleinerter Form erhalten, so erhält die Stadt Lindau auf den Flächen des bestehenden Bahnhofsareal die Chance auf den frei werdenden Flächen nach innen zu wachsen, statt sich ins Umland auszudehnen. Im Umgriff des neu konzipierten Bahnhofs Reutin weisen die frei werdenden Flächen eine äußerst attraktive städtebauliche Entwicklung mit Seeanstoß auf. Insgesamt können 17 Hektar für eine stadtebauliche Entwicklung genutzt werden, die allesamt im Stadtgebiet liegen.
Es war ein spannender und gelungener Vortrag; wir hätten gerne noch lange zuhören können, insbesondere da Herr Katz prophezeite, dass sich ab Fahrplanwechsel 2020/2021 von München bis zur Grenze D/A sich die Fahrzeit um ca. 40 Min. verkürzt und das Abendessen auf uns wartete.